Our Classics III

11.01. - 29.02.2020

Nach Kriegsende 1945 gelang der Anschluss an die künstlerische Moderne letztlich auch durch die Rückbesinnung auf abstrahierende Tendenzen der Vorkriegsjahre. Die in äußerer wie innerer Emigration weiter entwickelte Kunst konnte sich wieder frei entfalten. Drei Beispiele mögen dies anschaulich aufzeigen. Willi Baumeisters Schaffen ging nach einem Mal- und Ausstellungsverbot 1941 im Privaten weiter. Er entwickelte seine Schrift „Das Unbekannte in der Kunst“ (erschienen 1947) mit der er das Wesen und die Aufgaben der modernen Kunst aufzeigen wollte und einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Nachkriegskunst leistete. Ernst Wilhelm Nay (1902-1968), ebenfalls verfemt und mit einem Berufsverbot belegt, fand beim Künstlerkollegen und Mäzen Edvard Munch auf den Lofoten in Norwegen neue Inspiration für seinen Weg, der ihn ein Jahrzehnt später schließlich zu gegenstandslosen Bildstrukturen führen sollte. Bernard Schultze (1915-2005) war 1952 Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Quadriga“, die als Ausgangspunkt der informellen Malerei zählt. Diese erwies sich als wichtiger Anschluss an die gesamteuropäische Kunstszene im Nachkriegsjahrzehnt und bildete sich simultan in Deutschland als auch in den Nachbarländern Frankreich, Spanien, Italien und in den USA. Schultzes Bildwelt ging dabei weit über das Informel hinaus, etwa mit seinen fantastischen „Migofs“, ungezügelt wuchernden plastischen Gebilden. Die Neuorientierung bot Chancen und zeigte sich auf vielfältige Weise, galt es doch die entstandene kulturelle Lücke zu schließen. Die Abstraktion war nach Kriegsende zum Synonym der Freiheit geworden und bildete die internationale Sprache der Kunst.

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