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Pantherfrauen. Fünf Künstlerinnen aus Leipzig - verlängert bis 13.06.20

04.04. - 13.06.2020

Die Leipziger „Pantherfrauen“, die dieser Ausstellung bei Döbele Kunst Mannheim ihr Leitmotiv und ihr künstlerisches Charisma geben, haben den Sprung in erfolgreiche Karrieren seit langem geschafft. Die Selbstbefreiung von äußeren Zwängen vollzog sich bei Petra Flemming (1944-1988), Katrin Kunert (*1962), Gudrun Petersdorff (*1955) und Doris Ziegler (*1949) nicht erst durch die Herbstrevolution des Jahres 1989, in der die alte sächsische Messemetropole zu einer „Heldenstadt“ werden sollte. Jene Künstlerinnen waren bereits in der DDR-Zeit zum Aufbruch bereit, indem sie gegen das Dogma der Kollektivität ihren riskanten Eigenwillen stellten und in einer sozialistischen Welt ungebundene Individualität vorlebten. Mit den Mitteln der Kunst wagten sie den Aufruhr, indem sie ihr Schaffen auf die Authentizität des unverstellten Erlebens ausrichteten und sich gegen die Allmacht von spätstalinistischen Dompteuren zur Wehr setzten. Es war die Dichterin Sarah Kirsch, welche in ihrem 1974 im Osten Deutschlands erschienenen (und später zu einer Leitlektüre des gesamtdeutschen Feminismus werden sollenden) Buch „Die Pantherfrau“ das „unfrisierte“ Leben ostdeutscher Frauen zur Literatur erhob. Parallel dazu waren es die ungeschönten Frauenporträts der Leipziger Malerinnen, welche den Kompass neu ausrichteten. Dabei verdeutlichen manche ihrer Werke auch die starke Prägekraft der eigenen Lehrer an der weltbekannten „Leipziger Schule“. Zuerst durch Werner Tübke, später bei Bernhard Heisig, mit dem Max Beckmann, Otto Dix und die proletarisch-revolutionäre Kunst der 1920er Jahre zu durchlaufenden Orientierungsmustern wurden. In der Folge trugen die in dieser Galerieausstellung versammelten Künstlerinnen weit mehr zum Erfolgsmodell einer „Leipziger Schule“ bei als dies bislang anerkannt scheint. So hatten die Malerinnen einen großen Anteil daran, dass die Anziehungskraft der Leipziger Malerschule die sogenannte „Wende“ überlebte und in einer sich ab dem Jahre 2000 etablierenden „Neuen Leipziger Schule“ ihre Fortsetzung fand. Isabelle Dutoit (*1975), die jüngste der hier versammelten fünf Leipzigerinnen, entschied sich in den 1990er Jahren auch deshalb für die Hochschule für Grafik und Buchkunst als Studien- und Lebensort, weil hier die Transformation nach der deutschen Wiedervereinigung nicht zu einer strategischen Neuausrichtung der längst legendär gewordenen Institution geführt hatte und die Malerei als Kerndisziplin ihren herausgehobenen Status nicht verlor. Daran hatten Doris Ziegler, Katrin Kunert und Gudrun Petersdorff ganz gewiss einen wesentlichen Anteil, da sie als Professorinnen und Dozentinnen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst nach 1990 an zeichnerischer Solidität und an den schulbildenden Traditionen einer elaborierten Figurenmalerei festhielten. Es ist der lapidare Blick auf die Konstellationen des Sozialen, welche viele der über 30 gezeigten Werke thematisch bestimmen. Gerade in Mannheim wird man dabei den Rückbezug auf die Malerei der Neuen Sachlichkeit als Gewinn interpretieren können. Dabei überzeugt in den Bildern ebenso das Narrativ eines rebellisch-aufbegehrenden Selbstbewusstseins; überaus deutlich wird dies in Petra Flemmings „Selbstbildnis in Paris“ (1987). Einen entscheidenden Einfluss auf das Werk der bei Kunst Döbele gezeigten Künstlerinnen bildet zweifellos der Bezug zu „Wende“ und Umbruch. Am prägnantesten kommt diese Beziehung zum revolutionären Ereignis in Doris Zieglers Gemälden zum Ausdruck. Hier entwickelte die Malerin ihre Zustandsbilder einer menschlichen Revolutions- und Restaurierungskomödie – in der die Masken fallen und neue Charakterrollen auf die Bühnen der Öffentlichkeit drängen. (Dr. Paul Kaiser)

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