Werner Tübke

23.09. - 22.10.2016

Bereits als Fünfjähriger soll Werner Tübke begonnen haben zu zeichnen, mit 25 Jahren veröffentlichte er eine Publikation zum Thema. Die Technik des Zeichnens kennzeichnet sein gesamtes Oeuvre. Der bedeutende Stellenwert lässt sich auch durch Zahlen belegen, so stehen rund 6000 Arbeiten auf Papier nicht ein mal 400 Gemälden gegenüber. Und dementsprechend ist die Mehrheit der ausgestellten Werke in den Räumlichkeiten von Döbele Kunst Mannheim mit Aquarell, Grafit oder Feder entstanden. Die Zeichnung verstand Tübke dabei nicht nur als Mittel des Experimentierens und zu Studienzwecken, sondern als eigenständiges Medium. Einer seiner Schüler, Günter Meißner, bezeichnet die Zeichnung gar als Spiegel des Wesens Tübkes. Die Diskussion um die Bedeutung der Gattungen in der Kunst zwischen Malerei und Zeichnung entfachte in der Epoche der Renaissance. Und so scheint es nicht verwunderlich, dass Tübke stets im Dialog mit den Künstlern jener Zeit stand und sich unter anderen an Michelangelo und Dürer orientierte. Obwohl er sich an die Vorbilder der großen Meister vergangener Tage wandte und eines der ältesten Medien, nämlich die Zeichnung, nutzte, gelang es Tübke aktuelle gesellschaftliche Themen zu übersetzen. Hervorragendes technisches Können und Fingerfertigkeit ist den Malern der Leipziger Schule gemeinsam, als deren Mitbegründer Tübke neben Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig u.a. gilt. Tübke wird innerhalb der Schule durch eine nüchterne, sachliche Wirklichkeits-auffassung charakterisiert. Die alltägliche Bildwelt kombiniert er dabei mit metamorphen, mythologischen und christlichen Elementen. Präsent ist in seinem Werk immer wieder das Thema des Leides. Vielleicht mitgeprägt durch die persönliche Erfahrung der irrtümlichen Festnahme des 16jährigen Tübkes durch den russischen Geheimdienst. So überführt er im Zyklus „Geschichte der Arbeiterbewegung“ die Gewalttaten des Ungarn-Aufstandes von 1956 in Passionsdarstellungen. Die am Rande der Gesellschaft stehen, sind oft sind sie nicht eindeutig zu definieren, weder Rolle noch Geschlecht sind greifbar. Androgyne Wesen gesellen sich neben Narren, Schauspielern und Maskierten. Hierbei tritt Tübkes Anschauung der Welt als Bühne zum Vorschein. Auch eines seiner bekanntesten Werke greift den Bühnencharakter auf, das Monumentalbild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ (14 x 123 m) im thüringischen Bad Frankenhausen. Durch die vertragliche Festlegung seiner künstlerischen Freiheit, konnte er letztlich mit seiner Kunst die Ideologie der staatlichen Auftraggeber in Frage stellen.

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