Carl Lohse

(Hamburg 1895 - 1965 Bischofswerda)

Gezeichnet von den Schrecken des 1. Weltkriegs mit persönlichen Verlusten, aber auch neuer Hoffnung nimmt der gebürtig aus Hamburg stammende Carl Lohse ab 1919 die Arbeit an einem herausragenden expressiven Werk auf. Auf Einladung des Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit kommt er 1919 erstmals nach Bischofswerda und findet beste Arbeitsbedingungen und finanzielle Unterstützung. Ausdrucksstarke Porträts mit ungewöhnlich intensiven Farbkontrasten aber auch Landschaften und Stadtbilder entstehen bis 1921. Sein Frühwerk gilt heute als eine der bedeutendsten expressionistischen Schöpfungen nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland.
Da zunächst die großen Verkaufserfolge ausblieben, kehrte Lohse kurzzeitig in seine frühere Heimat Hamburg zurück, zog 1929 jedoch endgültig nach Bischofswerda in das Haus seines Schwiegervaters, der einen Kolonialgroßhandel führte und in dem er auch mitarbeitete.
In seiner zweiten Schaffensperiode bis 1939 reduzierte sich der Gebrauch der Farbe und seine Bilder bekamen realistischeren Charakter. Sein Spätwerk schließlich ist geprägt von bedeutenden Porträts und Landschaften. 1965 verstarb er in Bischofswerda.

Vita

1895
am 24. Oktober in Hamburg geboren
1909 - 1910
durch Förderung von Alfred Lichtwark Besuch der Staatlichen Gewerbe- und Malschule von Arthur Siebelist in Hamburg
1913
Studium an der Akademie in Weimar bei Albin Egger-Lienz und Fritz Mackensen; Freundschaft mit Otto Pankok, Inspiration durch van Gogh bei Holland-Reisen
1915
Soldat im 1. Weltkrieg, Verschüttet bei der Somme-Schlacht. Englische Kriegsgefangenschaft in den Steinbrüchen von Calais
1919
nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft Umzug nach Bischofswerda/Sachsen; Mitglied der Dresdner Sezession Gruppe 1919, Bekanntschaft mit Otto Dix
1921
erste Einzelausstellung in der Dresdner Galerie Emil Richter, von der Kritik enthusiastisch gefeiert, jedoch kein einziges Bild verkauft
1925
Heirat mit Johanna Scheumann (1894–1977), zwei Töchter
1931
Einzelausstellung in der Galerie Heinrich Kühl, Dresden
1935 - 1937
Malstudien an der Ostsee, seine Kunst wird als „entartet“ diffamiert, er wird polizeilich beobachtet
1944 - 1945
das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte er beim Volkssturm in Tetschen-Bodenbach
1946
Teilnahme an der Allgemeinen Deutschen Kunstausstellung in Dresden
1951
eine Einzelausstellung in Zittau führte zu Angriffen auf Lohse (Formalismusdebatte). Seine Kunst wird als krank und er als staatsgefährdend bezeichnet. Wieder polizeiliche Beobachtung, im Dezember 1957 verhört, musste seinen Personalausweis abgeben.
1958 - 1959
Studienaufenthalte gemeinsam mit Erhard Hippold an der Ostsee
1965
stirbt am 3. Mai in Bischofswerda