Emilio Vedova

(1919 - Venedig - 2006)

Emilio Vedova war über eine lange Zeit der prägender Künstler für die italienische Nachkriegskunst, er war Maßstab und Vorbild.

Zur Überwindung des Kulturdiktats der Mussolini-Jahre wurde 1946 die Künstlergruppe „Fronte Nuovo delle Arti“ von Emilio Vedova, Guiseppe Santomaso, Ennio Morlotti und Renato Guttuso gegründet. An einen Stil war die Gruppe nicht gebunden.

Vedovas bereits entwickelte abstrakte Bildschrift entzog sich dem dogmatisch Informellen. Seine Bilder suchen eine Zeugenschaft zum Gegenwärtigen. Er erklärt dies später mit den Worten: „Für mich war die abstrakte Malerei nie ein Ausweichen vor der drängenden Wirklichkeit. Ich wollte gerade in meinen Bildern das Gefühl der Gegenwärtigkeit in einer zeitgenössischen Sprache ausdrücken.“

Schwarz, Weiß und alle Grauschattierungen dazwischen sind sein koloristisches Denken und Handwerk. Dort wo Farbe hinzukommt ist sie Einwurf, Antwort oder Weiterung, doch nicht Ursprung. Dynamische Malerei, eruptive Entladung wie unter Strom.

Der fast 20 Jahre jüngere Georg Baselitz kaufte bereits 1957 ein Bild von Vedova „Manifesto Universale“. Baselitz war mit der Wiedergewinnung der Figur beschäftigt und vielleicht hat er Vedovas Malerei wie ein gegenübergestelltes Glaubensbekenntnis empfunden. Eine gemeinsame Ausstellung dieser beiden prägenden Künstlerpersönlichkeiten zeigte das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst 2016/2017.

1955 ist Vedova erstmals Teilnehmer der documenta 1, es folgten 1959 documenta 2, 1964 documenta III und 1982 documenta 7.
1993 wurde Vedova mit dem Antonio-Feltrinelli-Preis ausgezeichnet.
1947 Vedovas erste Teilnahme an der Biennale von Venedig und ab 1948 war er Stammgast der Biennale. 1997 wurde er mit dem Goldenen Löwen für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.

Neben Venedig fühlte sich Vedova Berlin eng verbunden. Von Ende 1963 bis Mitte 1965 lebte und arbeitete er in der damals geteilten Stadt.
Gut ein Jahr nach dem Tod Vedovas würdigt die Berlinische Galerie den Künstler mit der ersten umfassenden Retrospektive in Deutschland (25.01.-20.04.2008) in Zusammenarbeit mit der Stiftung Emilio und Annabianca Vedova und der Galleria nazionale d’arte moderna e contemporanea in Rom.
JD