Helmut Schmidt-Kirstein
(Aue/Erzgebirge 1909 - 1985 Dresden)
Schmidt-Kirsteins Werke schöpfen in der ersten seiner drei Schaffensphasen aus dem Gegenständlichen. Der verworrenen Wirklichkeit inmitten traumatischer politischer Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg entgegnet er zunächst mit klassischer Gelassenheit und Sehnsucht. Die Rückkehr von der italienischen Front nach Dresden brachte die Entscheidung zum freischaffenden Künstler. Die arkadischen Kompositionen in lebensbejahender Farbigkeit entsprechen Kirsteins Persönlichkeit. Überhaupt dominiert trotz der Alltagsnot die Sinnesfreude in seinem Werk. Seine Wertschätzung den Expressionisten der Dresdner Brücke-Künstler gegenüber ist darin ebenso spürbar. Es genügen ihm einige Flaschen und Krüge am Fenster, die er mit anderen Sujets in Verbindung bringt, häufig mit jungen Frauen und Tieren. Die Formen vereinfachen sich zunehmend bis sie sich ab 1952 vom Gegenstand trennen. Mit Hermann Glöckner, Gerhard Altenbourg und Carlfriedrich Claus gehört er zu den ersten ungegenständlichen Künstlern der DDR. Seit Mitte der 1950er Jahre beschäftigten Schmidt-Kirstein besonders die Monotypien, die sich durch starke Linienführung und gleichzeitig kontrollierte Flächigkeit der Formen auszeichnen. Gitterartige Strukturen, starke Kontraste und ein lebendiger Farbauftrag kennzeichnen sein Schaffen bis er Ende der 1960er Jahre in seiner letzten Schaffensphase zum Gegenstand zurückkehrt. Seine abstrakte Schaffensperiode ist umso bedeutender vor dem Hintergrund, dass Schmidt-Kirstein keine Kontakte zum Westen pflegte, wie viele seiner ungegenständlich arbeitenden Kollegen in dieser Zeit. (ED)