Karl Otto Götz
(Aachen 1914 - 2017 Wolfenacker)
Karl Otto Götz bearbeitete die auf dem Boden liegende Leinwand oft von allen Seiten. Die Farbe, die mit Kleister angereichert war, trug er großflächig auf und verteilte sie dann in rascher Arbeitsweise mit Rakel und Pinsel. Die dabei entstandenen Positiv- und Negativformen implizieren einen dreidimensionalen Charakter.
Der Mal-Prozess selbst dauerte nur wenige Minuten. War das Ergebnis nicht wie gewünscht, wischte Götz die gesamte Komposition weg. Die schnelle Arbeitsweise lässt einen spontanen, einen dem Unbewussten entspringenden Moment vermuten. Doch Götz plante seine Kompositionen akribisch durch kleinformatige Skizzen und Vorstudien, teilweise in Gouache.
Für Entwurf für „Sylphide“ diente Götz sicherlich das gleichnamige Ballett, das 1832 in Paris uraufgeführt wurde und Ballettgeschichte schrieb. Inhaltlich geht es um eine unerfüllte Liebe zwischen dem Hirten James und der Waldfee Sylphide. Der erzählerische Moment, der urmenschliche Gefühle wie Eifersucht, Liebe, Verrat und Tod beinhaltet, lässt sich in den gezackten Bild-Strukturen ablesen. Rechts dominiert ein tiefes Schwarz, das am linken Bildrand durchlässiger ist. Zwischen diesen beiden dunklen Polen platzierte Götz in warmen Farbklängen vertikale Farbstreifen, die das Querformat durchbrechen. Götz widmete das Werk, wie rückseitig vermerkt, seinem Freund und Sammler Fritz Walter Winter.
Karl Otto Götz zählt als ein wichtiger Vertreter des deutschen Informel. Bereits im Jahr 1933 entstanden seine ersten abstrakten Bilder. Zwei Jahre später wurde er von den Nationalsozialisten mit einem Mal- und Ausstellungsverbot belegt, das seinem künstlerischen Tun aber keinen Abbruch tat. Er experimentierte mit Spritztechniken und experimenteller Fotographie. 1949 war er Mitglied der Künstlergruppe CoBrA, die ein Jahr zuvor in Paris gegründet wurde und als international wichtige Vereinigung der Kunst des Informel gilt. Auch bei der Gründung der deutschen Informel-Gruppe „Quadriga“ war er beteiligt. (E.W.)