Gerhard Hoehme

(Greppin bei Bitterfeld 1920 - 1989 Neuss-Selikum)

Gerhard Hoehme drängte es im Leben wie im künstlerischen Schaffen in den Raum. Ein Platz auf der Erde war ihm nicht genug – schon früh begeisterte er sich für das Fliegen, verbrachte oft mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden - , genauso wenig wie ihm die Leinwand allein ausreichte. Er empfand sie als einengend und seinen Ausdruck beschränkend. Seine Perspektive beim Fliegen findet sich in vielen seiner Bilder wieder, ist aber nur ein Aspekt seiner Malerei. Hauptaugenmerk schenkt der Künstler der Farbe. Sie ist das allbestimmende Element seiner Malerei, ihre Haptik, ihr Strömen, ihre Bewegung im Raum. Mit den Borkenbildern, bei denen er abgekratzte Farbmasse zu reliefartigen Gefügen zusammenträgt, kommt er seinem Wunsch nach mehr Räumlichkeit näher, doch erst in den 1960er Jahren gelingt ihm durch das Integrieren von Nylonschnüren oder Holz der Durchbruch in den Raum. (ED)

Vita

05.02.1920
geboren in Bitterfeld
1939 - 1945
Militärdienst als Jagdflieger
1947
Wohnsitz in Halle/Saale und kurzes Studium bei dem Schriftschöpfer Herbert Post; starke Eindrücke durch die Bilder Paul Klees und Lyonel Feiningers
1948
Heirat mit Margarete Schulze, ein Sohn
1952
Umzug nach Düsseldorf; Freundschaft mit Jean-Pierre Wilhelm; erster Parisaufenthalt, dort Kontakt zu den Künstlern Jean Fautrier und Jean Dubuffet; Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Otto Coester (Professor für Freie Künstlerische Grafik)
1953 - 1957
Vorsitzender der 'Gruppe 53' (weitere Mitglieder: Peter Brüning, Winfred Gaul, Horst Egon Kalinowski, Rolf Sackenheim, Friedrich Wertmann)
1957
Teilnahme an der Gründung von Jean-Pierre Wilhelms 'Galerie 22' in Düsseldorf
1957 - 1958
Teilnahme an der Ausstellung 'coleur vivante - lebendige Farbe' in Wiesbaden und 'Eine neue Richtung in der Malerei' in der Städtischen Kunsthalle Mannheim
1959
Teilnahme an der II. documenta in Kassel
1960
Villa Massimo-Preis in Rom
1960 - 1984
Lehrer an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, ab 1965 Professor für Freie Malerei
1962
Veröffentlichung in 'Wegzeichen im Unbekannten - Neunzehn deutsche Maler zu Fragen der zeitgenössischen Kunst'
1964
Ablehung der Teilnahme an der documenta III; Manifest 'Die Kunstpolitik der Bundesrepublik - eine Misere'; Entdeckung der Schnittmusterbögen
1965
Farbige Nylonschnüre, die in den Raum greifen
1968
Manifest über 'Relationen'
1974
Rückzug in ein Bauernhaus in Neuss-Selikum
29.06.1989
gestorben in Neuss